Gelebte Ökumene

Seht doch, wie gut und schön ist es, wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen.

Das ist wie köstliches Salböl, das vom Kopf hinabfließt auf den Bart, auf Aarons Bart, das auf sein Gewand hinabfließt. Das ist wie der Tau des Hermon, der auf den Berg Zion niederfällt. Denn dort spendet der Herr Segen und Leben in Ewigkeit. (Psalm 133)

Die Gemeinschaft der Christen leidet seit Jahrhunderten unter Trennung und Spaltung. Einiges davon geht auf unterschiedliche Deutungen der Bibel, anderes auf Anpassungen an die Lebenswirklichkeit der Christen oder gar auf ein neues Wirken Gottes zurück. Manchmal war auch eine gute Portion Sturheit oder Machtstreben schuld. Die Ursachen und Folgen zu bewerten ist müßig und bringt nur die eine traurige Wahrheit ans Licht: wir lieben uns oft mehr als unseren gemeinsamen Vater.

Umso erfreulicher ist es, dass es Orte der Begegnung und Gemeinschaft gibt, die Gott selbst schafft. Einer dieser Orte ist die Gruppe der Charismatischen Erneuerung der Katholischen Kirche in Riegelsberg, die in ein Netzwerk der Konfessionen protestantischen Ursprungs eingebettet ist. Während die Theologen noch über die richtige Deutung und das rechte Verständnis streiten, schreitet die Gemeinschaft der christlichen Gruppen im Köllertal zur Tat und trifft sich regelmäßig, um gemeinsam zu beten und Wort Gottes zu hören. Ganz im Sinne des Papstes.

Die Evangelische Kirchengemeinde Güchenbach, die Püttlinger Stadtmission und die Neuapostolische Gemeinde, die Baptistenkirche aus Völklingen, das Gebetshaus Saarbrücken und die lutherische Kirche sowie die Freie Evangelische Gemeinde von St. Wendel verstehen sich als Geschwister im Glauben. Geprägt von Toleranz bei Bewahrung der eigenen Identität blickt man nicht darauf, was trennt, sondern auf den, der vereint.

Gastfreundschaft, die seit Abraham Gott einen Raum zum Wirken eröffnet, wird bis heute gelebt: Mal findet das 24-Stunden-Gebet in der katholischen und ein anderes Mal in der evangelischen Kirche statt. Keine der Stunden ist dabei wie die andere. Jede Gemeinschaft setzt mit ihrer Prägung Akzente und spiegelt den Reichtum der Gebetsarten wieder. Nicht einmal die katholische Anbetung des Allerheiligsten erscheint suspekt oder nicht hinnehmbar.

Seit dem Projekt "Deutschland betet gemeinsam", an dem wir in der evangelischen Kirche unter Corona-Auflagen teilnehmen konnten, sind die Kontakte noch enger geworden. Das nächste gemeinsame Projekt lautet: Heilig Geist-Seminar in Ökumenischer Verantwortung. In der Püttlinger Stadtmission finden nach der Tradition der Riegelsberger Gruppe der Charismatischen Erneuerung an sieben aufeinander folgenden Donnerstagen Vorträge, Reflexion in Kleingruppen und Gebet statt. Die pfingstlerische Bitte um die Ausgießung des Hl. Geistes kommt über den Umweg der katholischen Pfingstbewegung zurück zu den Freikirchen. Wer, wenn nicht die Charismatische Erneuerung, sollte die Brücken zu den Geschwistern anderer Konfessionen schlagen, wenn von gegenüber ebenfalls der Weg zur Begegnung geebnet wird?

Deshalb wollen wir weiter in Eintracht gemeinsam auf das Wort des Herrn hören und auf seinen reichen Segen hoffen.

Robert Kolatzek, CE-Gruppe Riegelsberg

Bild: Birgit Seuffert, Factum/ADP, In: Pfarrbriefservice.de

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